Einen Tag vor Heiligabend wurde noch einmal viel geboten am zehnten Tag der Darts-WM. Die überraschendste Nachricht des Tages ist, dass die Nummer vier der Welt, Daryl Gurney, vorzeitig die Segel streichen muss. Höhepunkt des Tages war das tolle Spiel zwischen Rob Cross und Michael Smith, dass (wenn man ihn immer noch so nennen kann) Newcomer Rob Cross am Ende ganz knapp gewann.
Nachmittags-Session:
Keegan Brown 4:2 Zoran Lerchbacher (3:1, 2:3, 3:2, 0:3, 3:2, 3:2)
Den Auftakt des Spieltags bildete die Partie zwischen dem Engländer Keegan Brown und Österreichs Zoran Lerchbacher. Beide hatten eine starke erste Runde gespielt und speziell Brown hatte durch seinen Sieg über James Wade überrascht. Diesmal zeigte sich keiner der beiden von seiner besten Seite. Das Niveau der Partie war eher unterdurchschnittlich, aber Brown gewann am Ende verdient mit 4:2. Knackpunkt war Satz fünf, als Lerrchbacher diverse Chancen ausließ, die Partie zu seinen Gunsten kippen zu lassen. Für „The Hypercain“ war die WM trotz des Ausscheidens ein toller Erfolg, weil ihm die Tourcard für 2018 durch seinen Sieg in der ersten Runde nicht mehr zu nehmen ist. Brown wird sich in der nächsten Runde deutlich steigern müssen, in der er auf Phil Taylor treffen wird.
Michael Smith 3:4 Rob Cross (3:0, 2:3, 2:3, 3:0, 3:0, 2:3, 1:3)
Das zweite Spiel entschädigte die Zuschauer für einiges, was sie vorher vermisst haben dürften. Michael Smith und Rob Cross drehten von Anfang an auf und am Ende standen nach sieben Sätzen ganze 29 180er in der Statistik, von denen der Sieger Cross 16 warf. In dem unglaublich schnellen Spiel startete der „Bullyboy“ richtig gut und holte sich den ersten Satz mit 3:0. „Voltage“ blieb aber ruhig und holte sich die nächsten beiden Sätze knapp aber verdient. Danach war wieder Bullyboy-Time und er gewann zwei Sätze zu null. Im sechsten Satz hatte Smith sogar zwei Matchdarts, die Cross aber nervenstark konterte und im Decider nutzte Cross am Ende seinen vierten Matchdart. Smith konnte mehr Sätze gewinnen, hatte einen leicht besser Average (103,29 zu 102,65) und auch die bessere Doppelquote, aber irgendwie hatte man das Gefühl, dass Cross immer an seinen Sieg glaubte. Wir glauben, dass Cross noch ganz weit kommen kann bei diesen Titelkämpfen. Im Achtelfinale wartet mit John Henderson eine positive Überraschung dieser WM, den es aber nicht zu unterschätzen gilt.
Steve West 4:1 Jermaine Wattimena (3:2, 3:1, 3:0, 0:3, 3:0)
Nach dem tollen Spiel vorher, war im letzten Spiel des Nachmittags wieder Schmalhans Küchenmeister. Erneut trafen mit Steve West und Jermaine Wattimena zwei Überraschungssieger aus der ersten Runde aufeinander und erneut konnten beide ihre Leistungen von den Siegen (West gegen van de Pas und Wattimena gegen Cullen) nicht bestätigen. In einem einseitigen, aber glanzlosen Spiel gewann Steve West am Schluss mit 4:1. Sein nächster Gegner, Gary Anderson, dürfte sich in der Weihnachtspause eher eine Trainingseinheit sparen.
Abendsession:
Daryl Gurney 2:4 John Henderson (2:3, 2:3, 3:1, 3:1, 1:3, 1:3)
Im ersten Spiel der Abendsession kam es direkt zur größten (und wahrscheinlich auch einzigen richtigen) Überraschung des Tages. Die Nummer 4 der Welt, Daryl Gurney, traf auf die 29 der Setzliste, John Henderson. Gurney, der in diesem Jahr sowohl durch eine grandiose Leistungssteigerung auffiel, aber auch einige Male mit dem Publikum und den Gegnern in Disput geriet, hatte sich diese Aufgabe sicherlich leichter vorgestellt. Der schon nach kurzer Zeit nicht nur von der Hitze auf der Bühne gezeichnete „Highlander“ holte sich die beiden ersten Sätze knapp mit jeweils 3:2. Danach schien alles wieder in Richtung „Superchin“ zu laufen, denn der Nordire gewann die Sätze 3 und 4 schnell mit 3:1. „Hendo“ ließ sich davon nicht beeindrucken und gewann wiederum die Sätze 5 und 6 relativ klar, sodass Gurney am Ende Henderson zum Sieg gratulieren müsste. Trotzdem dürfte Gurney für die Premier League gesetzt sein, was für ihn aber nur ein schwacher Trost sein dürfte.
Phil Taylor 4:0 Justin Pipe (3:2, 3:0, 3:0, 3:0)
Im zweiten Spiel der Session traf Phil Taylor auf Justin Pipe. Die meisten Zuschauer waren auf dieses Spiel gespannt, weil Pipe eine mediale Hetzjagd in den letzten Tagen hinter sich hattte, die vom britischen SKY-Experten Wayne Mardle gestartet wurde. Angeblich soll Pipe sich in der ersten Runde unsportlich beim Matchdart gegen sich verhalten haben. Ob sein angebliches Husten überhaupt zu hören war, geschweige denn von seinem Gegner wahrgenommen wurde, ist bis heute ungeklärt. Pipe erklärte in einem Interview mit unserem Kooperationspartner sport1.de, dass er mit Smith telefonier habe. Laut Pipe habe Smith sich nicht gestört gefühlt, beziehungsweise nichts gehört. Allerdings war Pipe für die immer noch vielen Taylorfans in der Halle der Buhmann und dementsprechend wurde er begrüßt. “ The Force“ machte dann zusätzlich noch den Fehler, das Publikum weiter anzustacheln. Allerdings hatte er wohl auch aufgrund dieser Nebenkriegsschauplätze keine Kraft mehr, um sich auf Taylor zu konzentrieren. Der nutzte diese Situation natürlich aus und gab nach einem knappen 3:2 im ersten Satz in den darauffolgenden Sätzen kein Leg mehr ab und zieht ohne groß zu glänzen ins Achtelfinale ein. Dort trifft er auf Keegan Brown.
Raymond van Barneveld 4:1 Kyle Anderson (3:0, 3:2, 0:3, 3:1, 3:0)
Ein weiterer großer Altmeister musste im letzten Spiel des Abends ran. Raymond van Barneveld hatte es mit dem Australier Kyle Anderson zu tun. Dieser hat diese Saison mehrfach bewiesen, dass er an einem guten Tag jeden schlagen kann. Aber dieser Tag war nicht heute. „Barney“ war, sieht man von kleinen Schwächen im zweiten Satz und einem mehr oder weniger abgeschenkten dritten Satz ab, stets Herr der Lage und zeigte dazu mal wieder eins: niemand auf der PDC-Bühne verfügt über eine größere natürliche Autorität aufgrund seiner Persönlichkeit. Der Niederländer verhält sich immer vorbildlich, ist aber trotzdem jemand, der sofort kleinste Schwächen der Gegner für sich ausnutzt. Mit knapp 103 spielte „Barney“ nach Verlierer Smith den zweithöchsten Average des Abends und die Zuschauer bekamen am Ende noch mal ein rasantes Spiel zu sehen. In der nächsten Runde kommt es zum niederländischen Duell mit Vincent van der Voort, worauf man schon sehr gespannt sein darf.
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