Kurz vor der WM konzentriert sich das deutsche Interesse auf Max Hopp. Mit Dragutin Horvat ist aber noch ein zweiter Deutscher mit im Ally Pally dabei. Im Folgenden haben wir ein paar Infos bereitgestellt, bevor er am Dienstag gegen den Russen Boris Koltsov in der Vorrunde antreten muss. Mit dem ehemaligen FC Bayern Spieler Hasan Salihamidzic teilt er nur den Spitznamen (Brazzo oder Braco, wie er teilweise auch geschrieben wird, steht für Bürschchen oder kleiner Bruder), beim Fußball ist er dem Vernehmen nach ein glühender Schalke-Fan, aber im folgenden beschäftigen wir uns mit seinen wahren Talenten:
Dragutin „Brazzo“ Horvat wurde am 8. Januar 1976 in Kassel geboren. Der Sohn kroatischer Eltern bezeichnet sich selbst als trainingsfaul. „Brazzo“ ist kein Profispieler und machte 2016 erstmals nachhaltig in der PDC auf sich aufmerksam.
Dass Dragutin Horvat mittlerweile eine der deutschen Darts-Hoffnungen ist, liegt auch an einem Ausfall eines Hobbyspielers im Jahre 1999. Horvat war damals in einer Kneipe, um ein Schalke-Spiel zu schauen. Bei einer E-Darts-Mannschaft fehlte ein Spieler und „Brazzo“ ließ sich überreden, einzuspringen. Von dem Moment an hatte ihn das Fieber gepackt. Er gründete selbst einen Verein und feierte schnell erste Erfolge. Horvat ist unter anderem zweimaliger Deutscher Meister des Deutscher Sport Automaten Bund (DSAB).
Steeldart spielte „Brazzo“ lange nur nebenbei. 2007 trat er dann erstmals bei einem PDC-Turnier in Erscheinung. Beim Players Championship in Kirchheim unterlag er in seinem ersten Spiel Alan Tabern mit 0:3. Später im selben Jahr spielte er mit den German Darts Championships ein zweites Mal auf der European Tour. Wieder verlor er sein Auftaktspiel mit 0:3 – diesmal gegen Ricky Williams. Danach konzentrierte „Brazzo“ sich lange auf E-Darts und verschwand von den Bühnen, die für Darter die Welt bedeuten.
Erst sechs Jahre später traf man Horvat wieder auf einem PDC-Event an. Er qualifizierte sich für die European Darts Trophy und traf zum Auftakt auf Max Hopp. Gegen den „Maximiser“ unterlag er klar mit 1:6. Die nächste Chance auf einen ersten Spielgewinn in der Hauptrunde eines PDC-Turniers ergab sich bei den German Darts Masters im gleichen Jahr. In einer umkämpften Auftaktpartie musste er sich aber Ian White denkbar knapp mit 5:6 geschlagen geben.
Bei der deutschen Qualifikationsliga für die Weltmeisterschaft, der Bulls Super League, erreichte Horvat den Finaltag, verpasste nach der Gruppenphase das Halbfinale dann aber aufgrund der schlechteren Legdifferenz gegenüber Maik Langendorf. 2014 war nicht das Jahr des Dragutin Horvat. Er konnte sich für kein Event der European Tour qualifizieren und musste den Finaltag der Bulls Super League absagen.
2015 verlief ebenso enttäuschend. Wieder reichte es nicht für ein Turnier der European Tour und als Neunter nach der Vorrunde verpasste Horvat die Qualifikation für das Finale der Bulls Super League. Da Max Hopp jedoch bereits für die WM 2016 qualifiziert war, sollte „Brazzo“ für ihn nachrücken. Aufgrund einer Handverletzung musste er aber erneut seine Teilnahme am Finaltag absagen. Für Horvat rutschte Renè Eidams nach, der prompt gewann und sich für den Ally Pally qualifizierte.
2016 sollte aus dem Unglücksraben aber eine Art Phönix werden. Bei den International Darts Open in Riesa spielte Horvat sich nach Siegen über Ricky Evans (6:5), Gerwyn Price (6:4) und Ian White (6:5) sensationell ins Viertelfinale. Besonders im Achtelfinale gegen White bewies er Nervenstärke. In der Runde der letzten Acht war er dann beim 1:6 gegen Kim Huybrechts zwar chancenlos, aber trotzdem war „Brazzo“ nach diesem überragenden Erfolg überglücklich. Ein erstes kleines Ausrufezeichen in der PDC war gesetzt. Horvat qualifizierte sich auch für das European-Tour-Event in Sindelfingen, wo er allerdings in Runde eins Joe Murnan mit 2:6 unterlag.
Der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere sollte im November folgen. Als Gruppenerster qualifizierte „Brazzo“ sich fürs Halbfinale der Super Bulls League und traf dort auf Kevin Münch. In einem dramatischen Duell mit Matchdarts auf beiden Seiten setzte Horvat sich mit 8:7 durch und traf im Finale auf Stefan Stoyke, gegen den er in der Gruppenphase das einzige Spiel verloren hatte. „Brazzo“ setzte sich mit 10:6 durch und qualifizierte sich damit für die PDC-WM 2017.
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