Ricardo Pietreczko hat sich innerhalb weniger Jahre vom deutschen Geheimtipp zu einem der spannendsten Gesichter im internationalen Darts entwickelt. Der gebürtige Berliner, der unter seinem Spitznamen „Pikachu“ bekannt ist, gehört inzwischen zum festen Inventar der großen TV-Turniere und hat mit seinen Auftritten bei der Darts-WM 2024 und vor allem 2025 für viel Aufmerksamkeit gesorgt.

Mit seinem Sieg bei der German Darts Championship 2023, starken Läufen bei der European Championship und dem Einzug ins Achtelfinale der Weltmeisterschaft 2025 hat sich Pietreczko in der erweiterten Weltspitze etabliert. Sein ungewöhnlicher Werdegang, seine direkte Art und sein auffälliger Walk-on machen ihn zu einer der prägendsten Figuren im deutschen Darts.

Vom Spätstarter zum Profi auf der PDC-Tour

Ricardo Pietreczko wurde am 20. Oktober 1994 in Berlin geboren und wuchs in Nürnberg auf. Mit dem Dartsport kam er als Teenager in Kontakt, mit etwa 16 Jahren begann er ernsthaft zu werfen und träumte früh davon, Profi zu werden. Zunächst spielte er Turniere im nationalen Umfeld, später auf BDO- und WDF-Ebene, bevor er sich Schritt für Schritt auch im PDC-Kosmos zeigte.

Zwischen 2014 und 2016 sammelte er erste Erfahrungen bei der PDC, richtig durchstarten konnte er aber erst, als er sich im Januar 2022 bei der Q-School die Tour Card sicherte. Von da an war klar: Pietreczko setzt voll auf die Profikarriere. Auf der Pro Tour und der European Tour steigerten sich seine Ergebnisse, bis 2023 der ganz große Durchbruch folgte.

Sein wichtigster Karriereschritt war der Triumph bei der German Darts Championship im Oktober 2023 in Hildesheim. Dort schlug er nacheinander starke Gegner, darunter Martin Schindler, Stephen Bunting und im Halbfinale Michael van Gerwen. Im Endspiel besiegte er Peter Wright mit 8:4 und einer perfekten Doppelquote. Damit wurde er nach Max Hopp erst der zweite Deutsche, der ein PDC-Ranglistenturnier gewinnen konnte, und qualifizierte sich gleichzeitig für mehrere Majors.

Karriere-Meilensteine und größte Erfolge

Seit seinem Durchbruch 2023 hat Pietreczko eine Reihe von Erfolgen gesammelt, mit denen er sich endgültig im oberen Drittel der PDC-Weltrangliste festgesetzt hat. Zu seinen größten Meilensteinen zählen unter anderem:

  • Sieg bei der German Darts Championship 2023 – erster PDC-Ranglistentitel, zweiter deutscher European-Tour-Sieger überhaupt  
  • Debüt bei der European Championship 2023, inklusive Sieg gegen den Titelverteidiger Ross Smith  
  • Viertelfinale bei der European Championship 2024 und 2025  
  • Finale der Flanders Darts Trophy 2024 auf der European Tour  
  • Debüt beim World Matchplay 2024 und beim World Grand Prix 2024, jeweils mit starken Leistungen trotz früherer K.-o.-Runden  
  • Mehrere Teilnahmen an TV-Majors wie Grand Slam of Darts, Players Championship Finals und UK Open  
  • Achtelfinale bei der PDC-Weltmeisterschaft 2025 
  • Halbfinale beim World Cup of Darts 2025 im deutschen Doppel mit Martin Schindler

Diese Erfolge haben ihm nicht nur Preisgeld und Weltranglistenpunkte eingebracht, sondern vor allem Respekt innerhalb der Tour. Viele Experten sehen in ihm einen Spieler, der auf der European Tour jederzeit um Titel mitspielen kann und bei Majors gefährlich ist, wenn er seine Bestform trifft.

Privatleben, Herkunft und beruflicher Weg

Abseits der Bühne hat Pietreczko einen Werdegang, der für einen Profisportler eher untypisch ist. Vor seiner Darts-Karriere begann er mehrere Ausbildungen – unter anderem in der Gastronomie, als Postbote sowie als Maler und Lackierer. Erst nach und nach wurde klar, dass seine Zukunft eher auf der Dartsbühne liegt als im klassischen Berufsleben. Heute bestreitet er seinen Lebensunterhalt vollständig als Profi.

“Pikachu” lebt inzwischen in der Region Hannover, mit Wohnort in Laatzen. Privat ist er mit Lena Welc liiert, die selbst Darts spielt und ihn zu vielen Turnieren begleitet. In Interviews betont Pietreczko immer wieder, wie wichtig ihm die Unterstützung seiner Partnerin ist, und bezeichnet sie als einen Schlüssel zu seiner Konstanz und Lockerheit bei großen Auftritten.

Kinder sind öffentlich nicht bekannt, und auch sonst hält er sein Privatleben im Vergleich zu vielen anderen Profis eher zurück. Dennoch wirkt er bei Auftritten nahbar und ehrlich – ein Spieler, der sein Herz auf der Zunge trägt und Emotionen nicht versteckt.

Spielstil, Spitzname „Pikachu“ und Auftritt auf der Bühne

Sein Spitzname „Pikachu“ entstand – so wird häufig erzählt – aus einem akustischen Missverständnis um seinen Nachnamen und hat sich rasch verselbständigt. Inzwischen ist „Pikachu“ fester Bestandteil seines Markenauftritts, ziert sein Trikot und wird von Fans in Hallen skandiert. Passend dazu läuft er bei PDC-Turnieren in der Regel mit dem „Pokémon Theme“ von Jason Paige als Walk-on-Song ein.

Auf der Bühne wirkt Pietreczko gleichzeitig emotional und eigenwillig. Er bezieht das Publikum ein, zeigt Jubelgesten und reagiert sichtbar auf die Atmosphäre, bleibt aber dennoch ein eher introvertierter Charakter im Vergleich zu vielen extrovertierten Kollegen. In Interviews hat er offen zugegeben, dass er nicht gerne im medialen Mittelpunkt steht und die Kamera-Auftritte für ihn eher ungewohnt sind.

Darts-technisch ist er ein moderner Power-Scorer: hohe Averages, viele 140er und eine gefährliche Doppelquote, wenn er im Rhythmus ist. Auffällig ist seine Bereitschaft, auch riskante Wege zu gehen – etwa einen Wurf aufs Bullseye einzubauen, obwohl rechnerisch andere Wege „sicherer“ wären. Er begründet das mit dem Wunsch, die Zuschauer zu unterhalten und seinem eigenen Bauchgefühl zu folgen.

Zitate von und über Ricardo Pietreczko

Ricardo Pietreczko ist bekannt dafür, seine Ambitionen offen zu formulieren. Vor seinem WM-Debüt erklärte er sinngemäß: „Mein größter Favorit bin ich – ohne diesen Anspruch müsste ich bei der WM gar nicht antreten.“ Dieser Satz wurde breit zitiert und als Ausdruck seines großen Selbstvertrauens gewertet.

Auch sein generelles Mindset formuliert er klar: Für ihn ist „dabei sein“ nicht genug, er reist zu Turnieren, um sie zu gewinnen. Gleichzeitig betont er, dass er vergleichsweise wenig klassisches Training absolviert, sondern stark auf seine Matchpraxis und sein Gefühl vertraut.

Von außen wird er durchaus ambivalent wahrgenommen. Der spätere WM-Gegner Nathan Aspinall bezeichnete ihn einmal als „großartigen Spieler, aber einen etwas seltsamen Typen“, weil Pietreczko sich abseits der Bühne eher zurückzieht und viel Zeit mit seiner Freundin verbringt. Genau diese räumliche Distanz zum Tourzirkus scheint ihm aber gutzutun.

Erfolge und Rückschläge 2023–2025

Die Jahre 2023 bis 2025 markieren den vorläufigen Höhepunkt in der Karriere von Ricardo Pietreczko – mit blendenden Erfolgen, aber auch einigen bitteren Momenten.

2023 – Durchbruch und German Darts Championship

Das Jahr 2023 war sein sportlicher Durchbruch. Auf der European Tour spielte er sich bei den European Darts Open in Leverkusen bis ins Viertelfinale und sorgte dort mit Siegen über Spieler wie Peter Wright und Stephen Bunting für Aufsehen. Beim European Championship 2023 in Dortmund stand er erstmals bei diesem Major auf der Bühne, schlug in der ersten Runde den Titelverteidiger Ross Smith und scheiterte erst in Runde zwei an Michael van Gerwen.

Der Höhepunkt folgte im Oktober 2023 bei der German Darts Championship in Hildesheim. Mit einem furiosen Turniersieg – inklusive knapper Matches gegen Topspieler und einem nervenstarken Auftritt im Finale gegen Peter Wright – schrieb er deutsche Darts-Geschichte. Mit diesem Titel sicherte er sich seine Teilnahme an mehreren Majors und etablierte sich auf der Tour endgültig als ernstzunehmender Konkurrent.

2024 – WM-Debüt, große Bühnen und ein verlorenes Match gegen Humphries

Im Dezember 2023 beziehungsweise Januar 2024 stand dann sein WM-Debüt bei der PDC World Darts Championship 2024 im Alexandra Palace an. In der ersten Runde setzte er sich souverän gegen Mikuru Suzuki durch, anschließend folgte ein starker Sieg gegen Callan Rydz. In der dritten Runde traf er auf den späteren Weltmeister Luke Humphries und führte bereits mit 3:1 in den Sätzen. Nur ein Leg fehlte ihm zur Sensation, doch Humphries drehte das Match noch und gewann 4:3. Pietreczko verabschiedete sich damit zwar aus dem Turnier, hatte den Favoriten aber gewaltig ins Wanken gebracht.

2024 war gleichzeitig das Jahr, in dem er auf mehreren weiteren Bühnen debütierte. Beim World Matchplay in Blackpool erwischte er in der ersten Runde erneut Humphries, der mit einem herausragenden Average über 108 Punkten gewann. Pietreczko selbst spielte mit über 100 Punkten im Schnitt stark, konnte das Spiel aber nicht mehr drehen.

Bei der Flanders Darts Trophy 2024 in Antwerpen erreichte er sein zweites European-Tour-Finale. Auf dem Weg dorthin schlug er unter anderem Dirk van Duijvenbode und Luke Humphries. Im Endspiel unterlag er Dave Chisnall knapp mit 6:8, hatte sich aber endgültig als European-Tour-Spitzenkraft etabliert.

Einen weiteren Meilenstein setzte er bei der European Championship 2024: Mit Siegen über Damon Heta und Andrew Gilding zog er erstmals in seiner Karriere in ein Viertelfinale eines großen PDC-Majors ein, wo er dann knapp an Danny Noppert scheiterte.

2025 – WM-Achtelfinale, World Cup-Sensation und weitere Major-Läufe

Die Saison 2025 begann wieder mit der Weltmeisterschaft. Bei der PDC World Darts Championship 2025 spielte sich Pietreczko mit Siegen über Xiaochen Zong, Gian van Veen und Scott Williams ins Achtelfinale. Vor allem der Auftritt gegen Williams, den er mit hohem Average und starken Finishes klar gewann, zeigte seine Reife auf der WM-Bühne. Im Achtelfinale war dann jedoch gegen Nathan Aspinall Endstation, der ihn deutlich mit 4:0 in den Sätzen bezwang.

Im weiteren Jahresverlauf folgten weitere Highlights. Beim World Cup of Darts 2025 bildete er zusammen mit Martin Schindler das deutsche Team. In Frankfurt sorgte das Duo für eine der größten Überraschungen in der Geschichte des Turniers, als sie die hoch favorisierten Engländer Luke Humphries und Luke Littler mit 8:4 besiegten. Deutschland zog ins Halbfinale ein und machte international deutlich, dass mit Pietreczko und Schindler als Doppel zu rechnen ist.

Bei der European Championship 2025 bestätigte Pietreczko sein Niveau und erreichte erneut das Viertelfinale, diesmal unter anderem mit einem Sieg über den formstarken Josh Rock. Zwar scheiterte er im Viertelfinale an Danny Noppert, doch die Konstanz auf diesem Niveau unterstrich seinen Status als feste Größe im Major-Bereich.

Auch bei den Players Championship Finals 2025 setzte er ein Ausrufezeichen, als er unter anderem Gary Anderson aus dem Turnier warf und das Achtelfinale erreichte, ehe er sich dem aktuellen Weltmeister Luke Littler geschlagen geben musste.

Fazit: Deutsche Hoffnung mit Ecken, Kanten und Titelambitionen

Ricardo Pietreczko ist alles andere als ein stromlinienförmiger Profi. Er hat einen untypischen Werdegang, spricht offen über seine Ziele, über Selbstzweifel und darüber, dass er vergleichsweise wenig klassisch trainiert. Genau diese Mischung aus Ehrlichkeit, Emotionen und Mut macht ihn für viele Fans so interessant.

Sportlich hat er mit dem Sieg bei der German Darts Championship 2023, dem WM-Achtelfinale 2025, den Finalteilnahmen auf der European Tour und den wiederholten Viertelfinals bei der European Championship bewiesen, dass er auf der großen Bühne bestehen kann. Wenn er seine Form weiter stabilisiert, sind tiefere Läufe bei TV-Majors – bis hin zu einem ganz großen Coup – keine unrealistische Vision.

Für den deutschen Darts ist „Pikachu“ längst eine zentrale Figur: ein Spieler, der internationale Topstars schlagen kann, der für Emotionen sorgt und der mit seiner Präsenz auf der Bühne dazu beiträgt, dass Darts in Deutschland weiter wächst.

Faktenbox – Ricardo Pietreczko

  • Name: Ricardo Pietreczko 
  • Spitzname: „Pikachu“ 
  • Geburtsdatum: 20. Oktober 1994 
  • Geburtsort: Berlin, Deutschland 
  • Aufgewachsen in: Nürnberg, Deutschland 
  • Wohnort: Laatzen (Region Hannover), Deutschland 
  • Nationalität: Deutsch 
  • Wurfhand: Rechts 
  • Darts: Datadart Signature, ca. 25 g 
  • Musik / Walk-on-Song: „Pokémon Theme“ von Jason Paige 
  • PDC-Tour-Card: seit 2022 
  • Größte Erfolge (Auswahl): Sieg German Darts Championship 2023, Achtelfinale PDC-WM 2025, Viertelfinale European Championship 2024 und 2025, Finale Flanders Darts Trophy 2024, Halbfinale World Cup of Darts 2025 
  • Bester WM-Erfolg: Achtelfinale (PDC World Darts Championship 2025) 
  • Frühere Berufe/Ausbildungen: Kellner, Postbote, Maler und Lackierer 
  • Familienstand: ledig, in einer Beziehung mit Freundin Lena (ebenfalls im Darts aktiv) 
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