Die schönste Zeit des Jahres steht bevor – die Weltmeisterschaft der PDC! Ab dem 15.12. kämpfen 72 Spieler im Ally Pally um die wichtigste Trophäe der (Dart-)Welt, die Sid-Waddell-Trophy. 350.000 Pfund gehen an den Weltmeister, 1.650.000 Pfund werden insgesamt ausgeschüttet.
Der große Favorit auf den Titel ist Michael van Gerwen. Der Tourdominator hat in dieser Saison 25 Turniere gewonnen und damit einen neuen Rekord aufgestellt. Der alte Rekordhalter war mit 24 Erfolgen Phil Taylor, den man natürlich nicht außer Acht lassen darf, wenn es um die Favoriten geht. Dann muss man selbstverständlich den aktuellen Titelträger Gary Anderson auf dem Zettel haben. Schon bei den letzten beiden Weltmeisterschaften hat die Nummer 2 der Welt bewiesen, dass er sich beim Jahreshöhepunkt noch mal steigern kann. Und der eine oder andere traut es vielleicht auch Peter Wright zu. Obwohl der Schotte noch kein Major gewann, war er schon so oft kurz davor, dass es ja eigentlich irgendwann mal klappen muss. Und dann wäre da noch Mensur Suljovic. „Suljovic?“, fragt ihr jetzt vielleicht. Na klar kann der Österreicher sich den Titel holen. Warum? Hier sind fünf Gründe:
- Suljovic verbessert sich seit zwei Jahren stetig
Seit vielen Jahren spielt der Österreicher schon in der PDC und er schaffte es auch immer wieder mal, ein kleines Ausrufezeichen zu setzen. Es fehlte The Gentle aber lange die Konstanz auf Top-Niveau sowie die ganz großen Erfolge. So war er zwar schon Anfang 2009 erstmals unter den Top 50 der Order of Merit, fiel aber zwischendurch aus den ersten 50 raus und befand sich fast fünf Jahre später, Ende 2013, an fast gleicher Position auf Platz 45 der Welt wieder. Ab der Saison 2014 ging es dann aber stetig bergauf für Suljovic. 2014 erreichte er bei den UK Open sein erstes Major-Viertelfinale und spielte sich bei den Austrian Open ins Semifinale. Das Halbfinale beim World Grand Prix 2015 brachte ihn erstmals unter die Top 25 der Welt. 2016 übertraf Suljovic dann alle Erwartungen: Er gewann in Riesa, spielte seinen Premieren-9-Darter auf der Tour und erreichte das Finale der Europameisterschaft in Hasselt. Mittlerweile ist er die Nummer acht der Welt und ein Ende seiner positiven Entwicklung ist nicht abzusehen. Kein Spieler hat in der Saison 2016 einen ähnlichen Sprung wie Suljovic hingelegt.
- Suljovic hat bewiesen, dass er Turniere gewinnen kann
In Riesa bei den International Darts Open hat Suljovic seinen ersten PDC-Titel geholt. Beim European-Tour-Event spielte er sich durch Siege über Mike Holtz, Jelle Klaasen, Yordi Meeuwisse und James Wilson erstmals in ein Finale eines PDC-Ranking-Turniers. In einer hochdramatischen Partie gewann er dieses mit 6:5 gegen Kim Huybrechts, wobei der Belgier ganze sieben Matchdarts ungenutzt ließ. Dieser Erfolg gab Suljovic noch mal zusätzliches Selbstvertrauen. Nur eine Woche später stand der Österreicher erneut in einem Finale. Bei der European Darts Trophy musste er sich Michael van Gerwen knapp mit 5:6 geschlagen eben. Das dritte Finale in ebenso vielen Wochen folgte dann beim 14. Event der Players-Championship-Serie. In Barnsley unterlag er wieder Mighty Mike, diesmal glatt mit 0:6. Knapp einen Monat später folgte dann sein bisher größter Erfolg, das Finale der Europameisterschaft in Hasselt. Auch diesmal musste er sich Mighty Mike geschlagen geben. Aber immerhin hat Suljovic alle Endspiele gewonnen, in den nicht van Gerwen der Gegner war …
- Im letzten halben Jahr war nur Michael van Gerwen besser
132.000 Pfund erspielte The Gentle sich in den letzten sechs Monaten als Preisgeld. Im gleichen Zeitraum gewann mit fantastischen 599.500 Pfund nur Michael van Gerwen mehr. Wenn also der zweitbeste Spieler des letzten halbes Jahres nicht einer der Favoriten auf den Titel ist, dann wissen wir auch nicht weiter. Und auch wenn es so scheint, dass Suljovic seine Endspiele gegen van Gerwen verliert – bei der WM würden sie schon im Viertelfinale aufeinandertreffen. Also, kein Problem.
- Suljovic hat seine Nerven im Griff
Von der gelegentlichen Luft-Kopfnuss abgesehen, erlebt man Suljovic auf der Bühne meist ohne starke Gefühlsausbrüche. Der Österreicher hat sich und seine Nerven auch im Scheinwerferlicht unter Kontrolle. Unbeeindruckt langsam rotiert er seine Darts in der Hand hin und her, bevor er die Pfeile auf die Schweineborsten loslässt. Für diese Abgeklärtheit hat Suljovic unter anderem auch mit einem Mentaltrainer gearbeitet. Max Hopp sagte kürzlich in einem Interview mit Spiegel Online, er würde gerne die Gelassenheit von Suljovic auf der Bühne haben, denn dieser sei dort die Ruhe selbst. Beste Voraussetzungen für einen Weltmeister Suljovic, oder nicht!?
- Wer Dartitis besiegt, kann auch Weltmeister werden
In einem Interview mit dem ORF sprach Suljovic Ende 2015 über seine fast zweijährige Dartitis. Dartitis ist ein bei Dartspielern recht häufig auftretendes Problem, eine Art mentale Blockade. Auch wenn sie bei jedem anders aussieht (und meisten irgendwo zwischen Tragik und Komik einzuordnen ist), ist das grundsätzliche Problem, dass der Spieler den Pfeil nicht mehr im richtigen Moment (oder gar) nicht loslassen kann. Das sorgt für einige recht seltsame Wurfstile in der Dartswelt und ist auch die Erklärung für die etwas eigentümliche Technik von Suljovic. Der Begriff Dartitis tauchte 1981 erstmals auf. 2007 wurde er im Oxford English Dictionary aufgenommen: „Ein Zustand der Nervosität, der einen Spieler davon abhält, den Dart während des Wurfes zum richtigen Zeitpunkt loszulassen“. Suljovic hat die Dartitis also überwunden. Wer das kann, kann auch Weltmeister werden. Das beste Beispiel dafür ist Eric Bristow, der Dartits überwand und danach noch mal die Nummer eins der Welt wurde.
SCH
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