Wir könnten jetzt hier noch den 94. Text zum Thema „Michael van Gerwen wird Weltmeister“ verfassen, sparen uns aber diese Mühe und schauen uns lieber die potentiellen Außenseiter an, denen wir eine richtig starke WM zutrauen. Im Folgenden haben wir sieben Spieler aufgelistet, die aktuell nicht in den Top 10 der PDC Order of Merit stehen. Wir denken nicht, dass der neue Weltmeister unter diesem Siebener-Club zu finden ist, aber wir halten es nicht für ausgeschlossen, dass mindestens einer davon im Halbfinale auftaucht oder zwei, drei im Viertelfinale.
Raymond van Barneveld: 2007 wurde Barney PDC-Weltmeister. Warum sollte er nicht auch bei der WM 2017 weit kommen? Für den Halbfinalisten des letzten Jahres spricht, dass der Satz-Modus ihm schon immer mehr lag als Turniere im Leg-Modus. Außerdem kann sich niemand mehr auf einen Höhepunkt konzentrieren als der 49-jährige Niederländer. In diesem Jahr spielte die aktuelle Nummer 12 der OoM sehr wechselhaft, aber genau das macht ihn bei der WM so gefährlich. Von welcher Seite sehen wir den Großvater im Ally Pally? Die dartsblog-Redaktion ist durchsetzt mit Barney-Army-Sympathisanten und auch deswegen erscheint er hier in unserer Liste
Kim Huybrechts: Letztes Jahr war schon in der ersten Runde sehr überraschend Schluss für Kim Huybrechts. „The Hurricane“ erreichte 2012 immerhin schon einmal das Viertelfinale. In der ersten Runde wartet direkt mit James Wilson (siehe weiter unten) ein ganz harter Brocken, danach könnte Max Hopp ein möglicher Gegner sein und im Achtelfinale dürfte sich eventuell „The Power“ auf eine Revanche gegen den Belgier einstellen: 2015 gewann Taylor nur sehr knapp mit 4:3 im Achtelfinale gegen die aktuelle Nummer 13 der PDC. Zwischen einer Erstrundenniederlage und einem Halbfinaleinzug ist für „The Hurricane“ alles drin, wir sind gespannt.
Benito van de Pas: Auch die aktuelle Nummer 15 der PDC OoM ist für uns ein Top-Außenseiter. Zu Beginn des Jahres rangierte der Niederländer noch auf Platz 22 – gerade in diesen Ranglistenbereichen ist eine Steigerung um sieben Plätze ein echtes Ausrufezeichen. Er gewann 2016 zwei Pro Tour Events (in Barnsley und Coventry) und zeigte auch sonst oft richtig starke Leistungen, wenn ihm auch manchmal noch die Konstanz fehlte. Ein Einzug ins Achtelfinale wie in den letzten beiden Jahren sollte sein Minimalziel sein, was aber auch mehr als realistisch ist. Im Achtelfinale könnte dann Weltmeister Gary Anderson warten. Der war zuletzt auch alles andere als konstant und „Big Ben“ sollte an einem optimalen Tag auch da dagegen halten können.
Gerwyn Price: 13 Plätze konnte Gerwyn Price in diesem Jahr in der OoM gut machen. Aktuell rangiert der Waliser auf Platz 19 der PDC-Besten. Der ehemalige Rugby-Profi ist ein absoluter Show-Man und dürfte gerade die große Bühne im Ally-Pally lieben. Zweimal schied er bei der WM schon in der ersten Runde aus. Wir denken, dass er der potentielle Achtelfinalgegner von Peter Wright werden könnte. Dass er auch die ganz Großen ärgern kann, hat „The Iceman“ schon mehrfach bewiesen und auch in einem solchen Duell sehen wir Siegchancen. Was wir für ausgeschlossen halten, ist ein Duell gegen seinen besonderen „Freund“ Adrian Lewis. Diese Partie wäre nämlich frühstens im Finale möglich. „Jackpot“ war zuletzt überhaupt nicht in Form und sein Erzfeind-Buddy Price ist sicherlich für den ganz großen Wurf noch nicht bereit, aber ein Viertel- oder Halbfinale ist durchaus realistisch.
Daryl Gurney: Mit Daryl Gurney ist auch ein Nordire in unserem Außenseiter-Ranking vertreten. Die aktuelle Nummer 24 der Welt hat ebenfalls ein sehr gutes Jahr 2016 hinter sich gebracht, obwohl er wegen einer Ellbogenverletzung länger ausfiel und danach noch gehandicapt war. Unter anderem erreichte er 2016 beim World Grand Prix das Viertelfinale. Bei der BDO-WM erreichte er 2009 und 2010 als ganz junger Spieler schon zweimal das Achtelfinale, bei der PDC war bisher immer spätestens in der zweiten Runde Endstation. Der 30-Jährige ist ein möglicher Achtelfinalgegner von Mensur Suljovic, allerdings sind die Gegner davor (Wattimena und potentiell Thornton) keine leichten Aufgaben, wir trauen „Superchin“ trotzdem eine Menge zu.
Joe Cullen: Auch Joe Cullen ist für uns ein potentieller Überraschungskandidat. Der 27-Jährige könnte es in Runde 2 mit dem zweifachen Weltmeister Adrian Lewis zu tun haben, aber nimmt man die Leistungen des letzten Jahres als Maßstab, ist „The Rockstar“ da mehr als ein klarer Außenseiter. Wie bei Price schon angemerkt, ist der Engländer auch jemand, der die großen Bühnen liebt. Sechsmal schied der ehemalige Briefträger in der ersten Runde raus. Wenn es ihm gelingt, diesen Fluch zu besiegen, ist diesmal viel mehr drin.
James Wilson: „James wer?“ werden viele sagen – aber das könnte sich ganz schnell bei dieser WM ändern. Der 44-jährige Engländer ist mit Platz 36 der Spieler mit der schlechtesten OoM-Position in unserer Liste, aber das muss gar nichts heißen. Er ist erst seit 2015 bei der PDC dabei und hat seinen ganz eigenen Stil. Neben seinem immer sympathischen Auftreten fällt bei ihm auf, dass er durchweg ruhig bleibt während seinen Spielen und sein Ding durchzieht. Der Besitzer einer Baufirma hat auch nicht den großen Druck der anderen Spieler gut performen zu müssen, im Gegenteil, genau diese Leichtigkeit könnte sein Vorteil sein. Sein Gegner in der ersten Runde ist wie erwähnt Kim Huybrechts. Der Vorteil des „Jammie Dodger“ könnte sein, dass er das letzte Duell gegen den Belgier bei den European Championships in Hasselt im Herbst gewinnen konnte. Dort schlug er danach auch noch Mervyn King und verlor knapp gegen James Wade im Viertelfinale. Wer weiß: vielleicht sind wir Daydream Believer wie in seinem Walkon-Song, vielleicht haben wir mit dem Geheimtipp Wilson aber auch das richtige Händchen.
Das waren unsere sieben Top-Außenseiter. Wir hätten auch gerne noch etwas über Simon Whitlock geschrieben. Der Australier war quasi schon weg vom Fenster, spielte aber dann insgesamt ein starkes Jahr 2016 (im Vergleich zu den 1,5 Jahren vorher. ,Aber genau wie der Spanier Cristo Reyes wartet auf die beiden zu früh „The Green Machine“. Allerdings halten wir es für wahrscheinlicher, dass Michael van Gerwen in einer der ersten drei Runden verliert, als in den finalen Runde. Auf lange Distanzen scheint er momentan quasi unschlagbar. Sollte also Cristo Reyes oder Simon Whitlock das Wunder gelingen, wollen wir wenigstens schon einmal drauf hingewiesen haben, dass wir sie auf dem Zettel hatten. In den nächsten Tagen kommt an dieser Stelle noch ein Text, wer für uns aus den Top 10 das Zeug zum Weltmeister hat – und zwar jemand, den mit Sicherheit speziell in England noch nicht so viele auf der Liste haben.
OKL
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