Am neunten Tag der WM 2018 standen die ersten Begegnungen der zweiten Runde auf dem Programm. In allen sechs Spielen setzt sich dabei der von den Buchmachern gehandelte Favorit am Ende auch klar durch.
Nachmittags-Session:
Gerwyn Price 4:1 Ian White (3:2, 3:2, 1:3, 3:1, 3:1)
Den Anfang am Nachmittag machte ein Duell Wales gegen England. Sowohl der Waliser Price als auch der Engländer White hatten in der ersten Runde keine große Mühe und vor Beginn der Partie waren die Meinungen über den Ausgang hier noch einigermaßen offen. Allerdings zeigte sich einmal mehr, dass White zwar immer noch ein Mann der erweiterten Weltklasse ist, aber sich eben nicht auf der ganz großen Bühne zu Hause fühlt. Beim „Iceman“ scheint das genau anders herum zu sein: auf der großen Bühne kann er sich erst richtig nach vorne pushen. Beide spielten ähnliche Averages (knapp 97 zu knapp 94) und bei der Doppelquote war White sogar leicht vorne, aber die entscheidenden Punkte machte immer Price, der am Ende 4:1 gewann. In der nächsten Runde trifft der ehemalige Rugbyprofi, der vor dieser WM nie ein Spiel im Ally Pally gewann, auf den Sieger der Partie zwischen Michael van Gerwen und James Wilson.
Vincent van der Voort 4:0 Steve Beaton (3:0, 3:1, 3:2, 3:2)
Letztes Jahr schied der „Dutch Destroyer“ noch gegen Max Hopp sang- und klanglos in der ersten Runde aus und wollte seine Karriere deswegen und auch wegen anhaltenden Rückenproblemen beenden. Seine Frau überzeugte ihn vom Gegenteil und wir erleben bisher bei dieser WM einen ganz anderen „Vinnie“. „The Bronzed Adonis“ war quasi chancenlos. Die beiden ersten Sätze sicherte sich der Holländer im Eiltempo und in Satz 3 und 4 war er immer dann zur Stelle, wenn es nötig war. Durch den 4:0 Sieg zieht van der Voort ins Achtelfinale ein und trifft dort auf den Sieger aus dem Spiel Raymond van Barneveld und Kyle Anderson. Mit seinem Average von 100,5 Punkten und eine Doppelquote von 58 Prozent könnte er beiden sicherlich gefährlich werden.
Jan Dekker 2:4 Dimitri van den Bergh (0:3, 3:1, 1:3, 1:3, 3:1, 0:3)
Im letzten Duell der Nachmittagssession trafen zwei vermeintliche Überraschungssieger aus der ersten Runde aufeinander. Van den Bergh schlug Stephen Bunting und sein Gegner Dekker setzte sich im niederländsichen Dulle gegen Jelle Klaasen durch. Der frischgebackene Juniorenweltmeister aus Belgien erwischte einen sehr guten Start und holte sich schnell Satz 1 mit 3:0. Nach dem gewonnenen zweiten Satz keimte kurz Hoffnung beim „Doubledekker“ auf, aber Satz 3 und 4 gingen wieder an seinen südlichen Nachbarn. Am Ende gewann „The Dreammaker“ mit 4:2, obwohl er im kompletten Match einen niedrigeren Average spielte (95 zu 97), aber die gute Doppelquote von knapp 54 Prozent gab am Ende den Ausschlag für van den Bergh. In der nächsten Runde trifft Belgiens letzte Turnierhoffnung auf den Sieger aus der Partie Mensur Suljovic und Robert Thornton.
Abend-Session:
Mensur Suljovic 4:2 Robert Thornton (1:3, 3:0, 1:3, 3:2, 3:2, 3:2)
Den Anfang in der Abendsession machte Mensur Suljovic gegen den Schotten Robert Thornton. Suijovic galt dabei als klarer Favorit, da Thornton ein sehr schwieriges Jahr hinter sich hat, während die österreichische Nummer 1 derzeit wohl auf seinem Zenit steht. „The Gentle“ wirkte aber insgesamt sehr nervös und teilweise auch unkonzentriert. Man kann dieses Spiel sicherlich als das schwächste des Tages bezeichnen. Ähnlich wie Dekker am Nachmittag spielte auch Thornton einen besseren Average als sein Gegner (93,5 zu 90,5) und war dazu auch noch quasi gleichauf beim Ausmachen (45 zu 44 Prozent), aber irgendwie schaffte es Suljovic trotzdem am Ende klar und deutlich mit 4:2 zu gewinnen, auch, weil „The Thorn“ in den entscheidenden Momenten zu viele Chancen ausließ. In der nächsten Runde trifft Suljovic auf Dimitri van den Bergh. Hier wird eine deutliche Leistungssteigerung nötig sein, damit die aktuelle Nummer 5 der Welt noch weiter im Turnier „aufsteigen“ kann, wie man in Österreich sagt.
Gary Anderson 4:1 Paul Lim (3:0, 3:0, 1:3, 3:0, 3:2)
Im zweiten Duell des Abends traf der zweifache Weltmeister Gary Anderson auf die Legende Paul Lim, der sich durch seinen tollen Sieg in der ersten Runde gegen Mark Webster in die Herzen des Ally-Pally-Publikums gespielt hatte. Auch diesmal sollte der Wahl-Amerikaner mit Wurzeln in Singapur den Höhepunkt des Matches erspielen: im zweiten Satz verfehlte der 63-Jährige nur hauchdünn den 9-Darter. Er war 1990 der erste Spieler, der einen 9-Darter bei einer WM spielen konnte und 27 Jahre später war es fast wieder so weit. Der letzte Pfeil kratze hauchzart an der Dopper 12. Anderson gewann dann trotzdem noch dieses Leg und gewann diesen Satz und am Ende auch 4:1. In der nächsten Runde bekommt es „The Flying Scottsman“ mit dem Sieger der Partie Steve West gegen Jermaine Wattimena zu tun.
Michael van Gerwen 4:0 James Wilson (3:0, 3:0, 3:0, 3:0)
Im letzten Spiel des Abend trat der amtierende Weltmeister und große Dominator Michael van Gerwen gegen James Wilson an. Kaum jemand traute Wilson dabei zu, dass er eine ernsthafte Gefahr für Mighty Mike werden konnte. Der Holländer gab auch von Anfang an Vollgas und spielte am Ende mit knapp 109 den bisher höchsten Turnieraverage. Er verpasste seinem englischen Gegner einen Whitewash, sprich Wilson konnte nicht ein Leg gewinnen. Allerdings zeigt der Average von 96, dass der „Lethal Biscuit“ damit wohl in fast jedem anderen Spiel des Tages gute Chancen auf ein Weiterkommen gehabt hätte. Er bekam allerdings im ganzen Spiel nur vier Chancen auf Doppel, die er alle verfehlte. In der nächsten Runde bekommt es van Gerwen nun mit Gerwyn Price zu tun. Im Gegensatz zum immer freundlich wirkenden Wilson, dürfte „The Green Machine“ dann vor allem auf mental mehr Gegenwehr treffen – wir sind jedenfalls gespannt auf dieses Duell am 27.12.
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